09.04.2021
Wort zum Sonntag 14KW/2021

Überraschung!

Kinder können es, bleiben einfach mitten auf dem Weg stehen und betrachten einen Marienkäfer. Und ein Freund von mir kann es, manchmal klatscht er mitten im Gespräch in die Hände. Und mir ist es neulich passiert, als die Stauden, die ich letztes Jahr gepflanzt habe, mit ihren Spitzen schon aus dem Boden lugten.
Staunen – wenn uns die Schönheit des Lebens überrascht, wenn wir uns angesprochen, gemeint, berührt fühlen. Wenn wir – wenigstens kurz – befreit werden von gewohnten Sichtweisen und ein wenig überrumpelt wahrnehmen, was daneben auch noch da ist, vielleicht immer schon da war oder möglich ist. Wenn wir uns vom Leben selbst beschenkt fühlen.
Dass das Leben ein Geschenk ist und wir es nur begrenzt in der Hand halten, erleben wir gerade auch als Gesellschaft schmerzlich. Dass das Leben ein Geschenk ist, erleben wir gleichzeitig auch im Guten – und dafür offen zu werden, das Staunen wieder zu lernen, dafür gibt es (auch) Ostern: Wir verstecken Ostereier im Garten und freuen uns, wenn wir an unverhofften Orten die Leckereien finden. Wir versuchen, zur Ruhe zu kommen, Innezuhalten, zu hören, vielleicht zu beten. Und Christen erinnern sich jedes Jahr an den „Osterschrecken“ und das Osterstaunen: Das Grab ist leer! Das Leben hat sich durchgesetzt gegen den Tod. Und es wird sich immer wieder durchsetzen – gegen Verhältnisse, die Mensch und Natur krank machen, gegen eine Welt, in der nur die Sieger zählen.
Ostern ist nicht vorbei; das Leben bleibt ein Geschenk, das uns immer wieder überrascht und zum Staunen bringt. Christen sagen: In solchen Momenten ist Gott ganz nah.

Lydia Schubert, Kreisfachreferentin für die Arbeit mit Ehrenamtlichen