25.09.2020
Wort zum Sonntag 22/2020
„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ Psalm 8,5
Das fragt sich der Psalmbeter. Was ist der Mensch? frage ich mich als Pastorin angesichts der Vielfalt ganz unterschiedlicher Menschen und Schicksale, die mir tagtäglich begegnen. Oft genug pendeln die Menschen dabei zwischen den Polen menschlicher Existenz: himmelhoch jauchzend im Glück der Liebe oder über ein neugeborenes Kind, zu Tode betrübt in der Trauer um einen geliebten Menschen oder über verlorene Chancen im Leben; voller satter Selbstzufriedenheit oder zerrissen in der Unruhe, nie ein Ziel zu erreichen.
Zwischen den Extremen, so beschreibt es die Bibel im 1. Mosebuch, hat Gott uns Menschen angelegt: Die Füße auf der Erde, der Kopf im Himmel, gebunden an alles Irdische und doch voller Träume und Sehnsüchte weit über die Erde und den Alltag hinaus – Ackererde und Gottes Odem.
Was bedeutet das für uns als Gesellschaft? Wir sind an die Notwendigkeiten dieser Erde gebunden, müssen essen, trinken, wohnen, haben begrenzte Kräfte, ökonomisch, aber auch menschlich. Aber darüber hinaus haben wir Träume, wie wir uns das Leben und die Gesellschaft vorstellen. Und die können sehr verschieden sein. Schaffen wir es, aus einer Ansammlung von Individuen eine Gemeinschaft wachsen zu lassen? Finden wir das Gespräch, offen und im gegenseitigen Respekt? Vielleicht geht es, wenn wir den Menschen in uns selbst und im anderen sehen. Dann erkennen wir: Auch der oder die andere ist ein von Gott geschaffenes Wesen mit Begabungen, Wünschen, aber auch mit Begrenzungen, genau wie ich.
Ihre Pfarrerin Susanne Mahlke
Merseburg und Schkopau