05.04.2019
Wort zum Sonntag 6/2019
Bei euch soll es nicht so sein
Mit dem Ruf "America first!" zog der derzeit amtierende Präsident der USA in den Wahlkampf.
Der Erste zu werden ist eine mächtige Triebfeder in unserer Gesellschaft. Erster zu werden gilt es nicht nur im Sport. Regelmäßig werden Bestsellerlisten veröffentlicht, wird eine Rangfolge der Reichsten ermittelt usw. Sogar die Kinder werden regelmäßig dem sog. Pisatest unterzogen, um die Schulsysteme miteinander vergleichen zu können. Was ist daran so schlimm, sich selbst oder seinen eigenen Staat an die Spitze und zum Erfolg bringen zu wollen?
Die Kehrseite des Wettlaufs um den ersten Platz ist, dass von den Verlierern nicht mehr geredet wird. Das mag im Sport nicht so dramatisch sein. Verlierer zu sein, kann im sozialen Bereich verheerende Folgen haben. Leistungsdruck führt nicht alle Beteiligten zu Bestleistungen. Er ist meist rücksichtslos gegenüber Schwächeren und führt allzu leicht zu einer Kultur des Egoismus.
Davon waren auch die Jünger Jesu nicht frei. Im Markusevangelium wird von einem Streit berichtet, wer von ihnen der Größte sei. Die Jünger wollten den Weg des Kreuzes und des Leides Jesu nicht wahrhaben. Sie erhofften Größe und Ansehen. Jesus sagte ihnen: „Bei euch soll es nicht so sein; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein…“
Jesus ging diesen Weg in aller Konsequenz. Er stand für uns Menschen ein bis zu seinem Tod! Von uns erwartet er, füreinander Verantwortung zu übernehmen, Verhältnisse menschenfreundlich zu gestalten und barmherzig miteinander umzugehen - im Vertrauen auf Gott und das Leben.
Neithard Ebel , Schulpfarrer