10.05.2019
Wort zum Sonntag 9/2019
Das Neue hat begonnen
In der Regel vertrauen wir auf das Bewährte, auf das, womit wir immer wieder gute Erfahrungen machen. Wir wollen nicht abrücken vom Alten, weil es uns vertraut ist, weil wir es kennen. Warum sollten wir etwas ändern, wenn wir bisher mit dem Alten gut gefahren sind?Nun gibt es aber dieses Bibelwort für den morgigen Sonntag:
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.
Der Apostel Paulus schreibt diese Worte an die Urchristengemeinde in Korinth. Es muss dort zu Streitereien gekommen sein. Etliche nehmen den christlichen Glauben als Freifahrtsschein für ihre Wünsche und Interessen nach dem Motto: „Alles ist erlaubt.“ Und die eigentliche Lehre von Christus rutscht in den Hintergrund. Man will offenbar dort weiter so machen, wie bisher.
Macht, Besitz, Genuss, Überlegenheit gegenüber anderen, das sind nur ein paar Stichworte, zu denen Paulus sagen muss, dass sie nicht der von Jesus gelebten Nächstenliebe entsprechen.
Das Neue sind aber die vielfältigen Impulse, die Jesus gegeben hat, damit das Leben der Menschen, ihr Miteinander auch für künftige Zeiten Bestand haben kann.
Wie würde sich das für unsere Situation anhören, wenn Jesus heute diese Welt betreten würde?
Was hieße das für das Prinzip „Nächstenliebe“, wenn wir unsere Existenz für die Zukunft sichern wollen?
Da kommen dann die Streitthemen hoch, mit denen wir uns auseinander setzen müssen:
Dass wir unsere Ängste vor Fremden und Flüchtlingen und deren Religion überwinden,
dass wir unsere Lebensverhältnisse und Ansprüche überdenken, dass der Klimawandel das beherrschende Thema werden kann. Es könnte bedeuten, dass der weitgehende Abschied vom Privatauto naht, dass das Ende von teuren Luxusreisen kommt, das die Massentierhaltung erheblich reduziert werden muss, dass wir verantwortlicher mit Lebensmitteln umgehen usw.
Für solche Gedanken würde Jesus wahrscheinlich heute nochmal gekreuzigt werden, denn sie rütteln zu sehr am Althergebrachten.
Aber es führt wohl kein anderer Weg daran vorbei, wenn unser Leben in Zukunft gelingen soll.
Pfr. i. R. Hartmut Richter