26.08.2024
Helferinnen in dunkler Stunde
Qualifikation für den ehrenamtlichen Besuchsdienst der Asklepiosklinik Weißenfel
Sechs engagierte Frauen aus Weißenfels haben sich für den ehrenamtlichen Besuchsdienst der Asklepiosklinik Weißenfels qualifiziert. Wie wichtig ihre Arbeit für die Patienten ist.
Schmerzen, Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit - für viele Menschen kann ein Krankenhausaufenthalt eine herausfordernde Zeit sein. Neben einer guten medizinischen Betreuung braucht es dann vor allem eins: Menschen an seiner Seite zu haben, die einem Kraft und Trost spenden. „Aber längst nicht jeder Patient hat Angehörige, die ihn im Krankenhaus besuchen", weiß Thoralf Lange, Leiter der Onkologie und Palliativstation am Weißenfelser Asklepioskrankenhaus. „Es gibt Patienten, die überhaupt niemanden vor Ort haben." Darum hat er zusammen mit der Krankenh-ausseelsorgerin Gabriele Schaller einen ehrenamtlichen Besuchsdienst ins Leben gerufen.
„Begonnen haben wir damit eigentlich schon 2019", erinnert er sich. Wegen Corona sei das Projekt dann aber wieder eingeschlafen.
Im Oktober letzten Jahres war es aber dann soweit: Mit Jutta Bergmann, Christa Busch, Silke Krause, Bianka Krüger, Anne Ringmayer und Christine Schweigel traten sechs Frauen die Ausbildung für den ehrenamtlichen Besuchsdienst an. Jetzt konnte die Klinik erstmals feierlich Abschlusszertifikate an die Absolventinnen überreichen. Ihre Ausbildung umfasste insgesamt elf Kurseinheiten in der Klinik. „Unter anderem lernten die ehrenamtlichen Helferinnen dabei den Umgang mit Fragen zum Lebensende, Verzweiflung, aber auch Freude und Hoffnung", so Thoralf Lange.
Im Februar kam der praktische Teil der Ausbildung dazu. Die Frauen entscheiden sich für eine Station, die sie dann einmal pro Woche oder 14-tägig für ein bis zwei Stunden besuchen. „Dort stehen sie den Patienten für Gespräche und Aktivitäten zur Verfü-gung, sei es beim Kartenspiel, einem Spaziergang oder einfach als helfende Hand." Die Beweggründe der Frauen für die Teilnahme am ehrenamtlichen Besuchsdienst sind vielfältig. „Oft haben sie persönlich schwierige Krisen durch Krankheit, sei es selbst erlebt oder in der Familie, durchlebt und möchten nun etwas Positives zurückgeben", so Krankenhausseelsorgerin Gabriele Schaller. „Ihr Ziel ist es nun, Lebensfreude zu schenken, Langeweile zu überbrücken, sich als Gesprächspartnerin anzubieten, Begleitung zu leisten und einfach Gutes zu tun."
Das hat sich auch Absolventin Bianka Krüger vorgenommen. Die 50-jährige war vor zwei Jahren selbst schwer erkrankt, sie lag auf der Palliativstation des Weißenfelser Krankenhauses. Ich Leben hing am seidenen Faden. Doch sie kämpfte sich zurück.
Und als sie am letzten Therapietag das Krankenhaus verließ, fiel ihr zufällig der Flyer über den ehrenamtlichen Besuchs-dienst in die Hände. „Das war wie ein Wink des Schicksals", sagt sie. „Ich wollte nach meinem schweren Kampf ein Stück meiner Dankbarkeit zurückgeben und meldete mich zur Ausbildung an."
Einmal pro Woche besucht sie nun Patienten auf der Palliativstation. „Die meisten wollen einfach nur, dass man ihnen die Hand streichelt, ihnen zuhört, wenn sie ihre Lebens- oder Krankheitsgeschichte erzählen." Doch nicht nur die Patienten profitieren von den Besuchen. „Auch mir gelingt es, meine eigene Krankheitsgeschichte besser zu verarbeiten", erklärt Krü-ger. Und noch etwas freut sie: „Zwischen uns Absolventinnen haben sich inzwischen echte Freundschaften entwickelt." Zum Beispiel zu Silke Krause. „Da ich früher schon einmal in der ehrenamtlichen Seelsorge tätig war und eine soziale Ader habe, habe ich mich hier angemeldet", sagt Krause.
„Es ist einfach sehr schön, die Dankbarkeit der Patienten zu spüren." Patienten, zu denen auch Kinder gehören. Für sie ist Jutta Bergmann zuständig. Sie kommt einmal pro Woche ins Krankenhaus, um mit den Kindern den Schulstoff nachzuholen. „Ich war 40 Jahre lang Lehrerin und habe eine Beschäftigung gesucht", erklärt die 75-Jährige. „Da ich mich gesundheitlich fit fühle, ist das für mich eine sehr erfüllende Aufgabe." Und Krankenhausseelsorgerin Gabriele Schaller ist sich sicher: „Diese engagierten Frauen werden einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten in unserer Klinik haben."
Quelle: MZ Weißenfels Artikel vom 7. August 2024 Autorin: Meike Ruppe-Schmidt|