Wort zum Sonntag

Besuch kündigt sich an. Ich freue mich riesig!

Dann fällt mir ein, was vorher noch alles zu tun ist: aufräumen, Staubsaugen, das Bad putzen, etwas Leckeres einkaufen…

Als es klingelt, ist das Essen noch nicht ganz fertig. Während ich weiter in der Küche rödele, schicke ich den Ankömmling schonmal mit einem kühlen Getränk ins Wohnzimmer.

An diesem Sonntag hören wir die Geschichte von Marta und Maria, bei denen Jesus zu Gast ist. Marta wuselt den ganzen Tag emsig durchs Haus und bemüht sich nach Kräften, den hohen Besuch angemessen zu bewirten, während Maria bei Jesus sitzt und ihm zuhört.

Irgendwann platzt Marta der Kragen. Genervt beschwert sie sich bei Jesus über die Schwester und bittet ihn, dass er sie zur Mithilfe auffordert.

Anders als erwartet, stellt Jesus sich auf Marias Seite: „Maria hat das gute Teil erwählt“.

„Na toll“, wird sich Marta vielleicht gedacht haben. „Schönen Dank auch!“.

Hat Marta (und habe ich) mit ihrer Arbeit also alles falsch gemacht? Wahrscheinlich nicht. Eine aufgeräumte Wohnung und leckeres Essen mag ich auch, wenn ich Freunde oder Familie besuche. Aber deshalb mache ich mich nicht zu ihnen auf den Weg. Sondern weil ich Zeit mit ihnen verbringen, gute Gespräche führen und ein bisschen Anteil an ihrem Leben nehmen möchte.

Vielleicht hat auch Marta den Wink verstanden: die Priorität sollten wir beim Gegenüber setzen, beim Freund, beim Nächsten, der nicht immer aber jetzt gerade da ist und unsere volle Aufmerksamkeit verdient.

Und vielleicht hat Maria wenigstens beim Aufräumen geholfen.

Josefine Lothholz,
Gemeindepädagogin im Kirchspiel Querfurt