18.01.2019
Wort zum Sonntag 1/2019

Vielfalt ist anstrengend, aber auch schön und beglückend…

Jeder Mensch ist einzigartig – ein Original. Das beweisen schon die Linien eines Fingerabdruckes. Sie sind bei jedem Menschen individuell ausgeprägt. Darüber hinaus unterscheiden wir Menschen uns in vielfältiger Weise voneinander: in Größe und Aussehen, in Veranlagung und Charakter, in den Interessen und Neigungen und vielem anderen mehr. Noch deutlicher wird diese Vielfalt, wenn sich Menschen unterschiedlicher Kulturen, Nationen, Sprache oder Hautfarbe begegnen. Dann fällt die Verständigung oft schwer. Aber stellen wir uns einmal vor, alle Menschen wären gleich: Dann wären wir keine Individuen, sondern ähnelten Robotern, die serienmäßig gefertigt, immer dasselbe tun und denken würden – was für eine schreckliche Vorstellung! Dagegen leben wir Menschen nur gut im Zusammenspiel aller in Vielfalt und Verschiedenheit. Dabei geht es nie ohne Reibung oder Konflikte zu. Doch nur im friedlichen Wettbewerb der Meinungen und Lebensentwürfe kann sich das Leben der Menschen entfalten. Ist nicht eine Wiese mit bunten Blumen in vielen Farben mit Bienen und Schmetterlingen viel schöner als ein langweiliger Golfrasen mit einheitlich kurz rasierten Gräsern? Doch wie kann Leben in Vielfalt gelingen? Die Bibel sagt: es gibt eine gleichsam höhere Einheit: wenn wir die besonderen Eigenheiten eines jeden Menschen als Geschenk von Gott betrachten, dann entspringen sie somit aus einer gemeinsamen Quelle, aus einem gemeinsamen Geist. Das ist zugleich der Geist der Liebe Gottes, wenn sich jeder in den Dienst der Gemeinschaft stellt. Für die Gemeinschaft der Christen hat das einst der Glaubensbote Paulus auf den Punkt gebracht mit den Worten: die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. – Ein schönes Bild: Gottes Geist verbindet uns Menschen zu einer großen Familie. Zugegeben – auch eine Familie kann anstrengend sein, aber vor allem doch: schön und beglückend.

Pfarrer Wolfgang Stengel, Osterhausen