26.11.2021
Wort zum Sonntag, 1. Advent 2021
Licht im Dunkel
Die erste Kerze anzünden, ein paar Tage später das erste Türchen am Adventskalender öffnen, mit Oma Plätzchen backen, das Krippenspiel einüben, auf dem Weihnachtsmarkt Zuckerwatte essen, mich nicht satt sehen können am Lichterglanz der Schwibbögen und Pyramiden. Das war meine Advents-Kinderwelt.
Die Adventslieder in der Kirche dagegen, immer in Moll, schwermütig. Jesu Einzug in Jerusalem kurz vor der Kreuzigung als Text im Adventsgottesdienst. Advent gar als Fastenzeit. Das habe ich lange nicht verstehen können. Für mich war Advent pure Freude.
Nur manchmal ist es mir aufgefallen: Tränen in den Augen der Alten, wenn sie Geschichten erzählten, die mehr still machten als fröhlich oder wenn sie die alten Lieder sangen. Wehmut und leidvolle Erfahrungen, die ich damals mehr ahnte als verstand.
Morgen beginnt die Adventszeit und die erste Kerze am Adventskranz wird angezündet. Sie erhellt das Dunkel und erinnert viele Menschen an vergangene, glückliche Tage. Auch in diesem Jahr werden manche Augen tränenverschwommen glänzen. Wieder werden wir die alten Lieder singen, geschrieben in Zeiten von Krieg, Not und Seuchen. Hoffnung suchend, Rettung ersehnend, ähnlich wie wir, im 2. Corona-Advent: O komm, o komm, du Morgenstern, lass uns schauen, unsern Herrn. Vertreib das Dunkel unserer Nacht durch deines Lichtes Pracht. Freut euch, freut euch, der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja.
Pfarrerin Monika Groß, Klinikseelsorgerin