06.12.2021
Wort zum Sonntag 48KW/2021

Postkarte an Neugeborene

Hallo große, weite, wunderschöne Welt, steht auf der Postkarte, dazu ein großer blauer Wal. Eine Postkarte für Neugeborene: Hallo und herzlich willkommen auf unserer Welt!
Was schreiben Sie auf solche Postkarten? Schreiben Sie welche? Und wenn ja, was wünschen Sie den neuen Menschen?
Alles Gute, natürlich: Dass es Menschen in seiner Nähe gibt, die es lieben – ganz egal, was es kann oder nicht kann, dass es sich in seinem Körper wohlfühlt, möglichst wenig Schmerzen, Lebenschancen, das Gefühl, genau am richtigen Ort mit den richtigen Menschen zu leben, schöne Sonnenuntergänge, Zeit, um Buden zu bauen oder durch die Wälder und Auen zu streifen. Und noch mehr.
Niemand wünscht einem Kind Krieg, Perspektivlosigkeit und Armut, Hunger, Krankheit, Naturkatastrophen oder Gewalt.
Wenn Kinder neu geboren werden, rücken sie die Welt wieder zurecht. Dann schimmert auf, wie die Welt eigentlich sein sollte – für alle. Wenn sich die kleine Hand an unserem großen Zeigefinger festhält, steht die Welt wieder auf Anfang. Deshalb tun uns Kinder gut – ganz egal, ob wir selbst Eltern sind oder nicht. Kinder wecken in uns den Widerspruch gegen die Welt wie sie ist. Erst wenn wir uns erinnern, wie die Welt sein sollte, finden wir die Kraft zum Widerstand.
Deshalb ist es für alle eine gute Nachricht: Euch ist ein Kind geboren! Kopf hoch! Gott selbst lehrt uns das Hoffen.
(Und schreiben Sie Postkarten an Neugeborene! Das sind Hoffnungsübungen für alle, die sie schreiben und lesen.)

Lydia Schubert, Kreisfachreferentin für Ehrenamtliche, Kirchenkreis Merseburg