30.03.2024
Wort zum Sonntag 13KW/2024
Auferstanden
Ostern in Aquila, 2009. Aus den wüsten Trümmern eines Hauses wird ein verschütteter junger Mann von den Rettungskräften herausgezogen. Völlig unvorbereitet scheint ihn das Grauen getroffen zu haben, er ist nur mit einem bunten Slip bekleidet. Man reicht ihm eine Jacke gegen die Kälte.
Er, von Emotionen überflutet, gebraucht sie nur, um die Tränen abzuwischen, die in Strömen über sein staubiges Gesicht rollen. Verzweiflung, Trauer und Ungewissheit der letzten Stunden machen Freude und Erleichterung Platz. Für jenen jungen Mann ist es sicher ein ganz besonderes Auferstehungsfest, wie ein zweiter Geburtstag.
Alles, was er einst besaß, hat er verloren und doch das Wichtigste, sein Leben, gerettet. War begraben und ist wieder ans Licht gekommen.
Ostern, das Fest des Lebens, will uns sagen: Auch dort wo nach menschlichem Ermessen alle Hoffnung begraben ist, ist doch ein Neubeginn möglich.
Es kann geschehen, dass ich vor einem Trümmerberg stehe. Vor den Trümmern all dessen, worauf ich mein Leben gebaut habe, wie Gesundheit, Familie, Beruf und Wohlstand.
Das ist sehr schmerzhaft. Und doch habe ich ja noch mein Leben – und sei es nur das nackte Leben. Die Freude darüber kann die Trauer des Verlustes verwandeln. Und wenn ich einst sterben muss? Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Er wird auch mich vom Tod erretten, wird mich herausziehen aus dem Dunkel des Todes in sein Licht. Meine Tränen, er wird sie abwischen, ganz gewiss.
Domprediger Bernhard Halver, Merseburg