24.03.2024
Wort zum Sonntag 12KW/2024
„Reiß dich zusammen.“ „Stell dich nicht so an.“ „So schlimm ist es doch nun wieder auch nicht.“ Jeder hat solche Sätze schon mal gehört. Als Kind, vielleicht auch als Erwachsener. Sätze, durch die wir lernen mussten, unsere Tränen und Schmerzen herunterzuschlucken. In unserer Gesellschaft gehört das Leid hinter die verschlossene Tür, in den Privatbereich. In der Öffentlichkeit sind Tränen oder gar Schreie unerwünscht.
Und ja, es ist ja auch schwer auszuhalten, was anderen Menschen das Herz und das Leben schwermacht. Und doch: wenn wir das, was uns oder andere belastet, lieber beiseiteschieben, dann bleibt jeder letztlich damit allein.
Da erzählt ein Mann niemandem von seiner Krebserkrankung und der Angst, die ihn quält. Er mag sich vor anderen nicht schwach präsentieren. „Kopf hoch“ oder „Wird schon wieder“ kann er gar nicht gebrauchen. Oder ein Kind, das jahrelang missbraucht wurde, schweigt aus Angst, dass ihr doch niemand glaubt.
Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt man so schön. Aber das ist nicht immer so einfach.
In der kommenden Woche, die auf Karfreitag hinführt, schauen Christen bewusst auf den Leidensweg, den Jesus gehen musste. Ich finde es wichtig, dass wir Hinschauen und Standhalten einüben. Dann erfahre ich: ich habe die Kraft, auch Leid anzuschauen und auszuhalten. Und ich bin damit nicht allein. Menschen sind an meiner Seite und selbst Gott geht mit uns. Auch auf den schweren Wegen ist er da. Das gibt mir Mut, meinen eigenen Kummer anzuschauen und meine Tränen zu weinen. Und es hilft mir auch, die Leidensgeschichten anderer wahrzunehmen und ihre Last mit ihnen zu teilen.
Pfarrerin Theresa Dürrbeck
Beauftragte für die Arbeit in Kindertagesstätten