08.04.2023
Wort zum Sonntag 15KW/2023

Ostern - ein langes Wochenende mit langen Filmen

Ich liebte es als Kind. Das Wort Monumentalfilm kannte ich noch nicht. Aber es war wunderbar, die Geschichten aus der Christenlehre, die Geschichten von Jesus „in echt“ im Fernsehen zu sehen. Alles wurde gut. Erst gab es viel Ungerechtigkeit, Leid und Tod. Doch es musste gut gehen, sonst wäre es nicht Ostern. Ostern ist das Fest, das Leid in Freude verwandelt und Tod in Leben. Die vielen Widersprüche des Lebens finden eine Auflösung.

So war es auch mit unserem Osterfest zu Hause. Wir freuten uns an den bunt verzierten Eiern, hätten sie am liebsten für immer bestaunt und haben sie doch gegessen. Wir warteten auf Sonnenschein und suchten dennoch fröhlich im Haus die Ostereier und Süßigkeiten, wenn es regnete. Wir wollten endlich Kniestrümpfe und dünne Windjacken tragen, mussten aber weiter kratzige Strumpfhosen und dicke Anoraks anziehen, wenn es kalt war.

Das waren für uns Kinder die Widersprüche des Lebens. Wir lernten damit umzugehen und ahnten nicht, dass da noch viel mehr auf uns zukommt. Mit den großen Widersprüchen lernen wir heute zu leben: Krankheiten, die wir zu ertragen haben; alte Eltern, die unsere Hilfe brauchen; Wünsche, die nicht mehr in Erfüllung gehen - und uns dennoch am Leben freuen.

Wir brauchen das Fest, das die Auferstehung Christi feiert. Damit das Leben mit all seinen Widersprüchen gut werden kann. So auch an diesem Wochenende: mit Freude Eier bunt anmalen und kaputt machen, dünne Jacken anziehen und frieren, auf grüne Knospen an toten Zweigen warten. Und Gott für die Osterfreude danken. 

 

Pfarrerin Monika Groß
Klinikseelsorgerin