07.09.2020
Wort zum Sonntag 20/2020
Auf dem Weg zur Barmherzigkeit
Unsere Gesellschaft differenziert sich immer mehr aus. Menschen leben nach Werten und haben Ansichten, die oft stark voneinander abweichen oder sich sogar widersprechen. Man kann beobachten, dass sie immer weniger miteinander reden, einander zuhören, abweichende Meinungen nicht respektieren können oder wollen.
Viele umgeben sich, nicht nur in den sozialen Netzwerken, mit Personen, die dieselben Ansichten haben wie sie und meiden den Kontakt zu Leuten, die anders denken oder handeln. Das geht bis in die Familien hinein und führt zu Entfremdung, Vorurteile entstehen.
In seinen Reden sprach Jesus Grundwerte an, die auch wir heute nicht aus den Augen verlieren sollten. Für ihn waren Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit Grundprinzipien des Zusammenlebens.
Er empfahl seinen Jüngern Verhaltensregeln, die zur Barmherzigkeit führen: Richtet nicht! Demütigt nicht!
Wir Menschen richten gern und schnell und bilden ein Urteil über den Nachbarn, den Fremden, den Lehrer, den Arbeitskollegen, den Politiker, die Kirche. Oft haben die Betroffenen keine Gelegenheit, die Hintergründe ihres Handelns zu erläutern. Anstelle zu richten, sollten wir lieber fragen: Warum tust du das?! Was müsste ich von dir wissen, um dein Handeln zu verstehen?
Das Richten führt schnell zu Demütigungen. Je nach Umfang und Gewicht können diese zerstören, vernichten, hinterlassen Narben, Trümmer, gelegentlich sogar Leichen.
Jesu klare Anweisung lautet: „Richtet nicht, demütigt nicht, lasst nicht ab von der Barmherzigkeit.“
Wir sind dazu fähig, nicht lückenlos, aber in einem großen Umfang.
Kreisschulpfarrer Neithard Ebel