03.06.2024
Wort zum Sonntag 23KW/2024
Immer Liebe
Es ist erschreckend: Mit Parolen, die in den 90er Jahren schon einem braunen Sumpf entsprangen, wird auf Sylt und in allerlei Dorfdiscos Stimmung gegen Ausländer gemacht. Besonders perfide ist es, dass dafür das Lied „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino herhalten muss. Übersetzt heißt es: „Immer Liebe“.
Doch die Liebe wird auf diesen Partys vergeblich gesucht. Stattdessen wird Hass gesät, der pauschal eine ganze Menschengruppe trifft. Wie mag es sich anfühlen, wenn man nach Deutschland gekommen ist, die Sprache gelernt hat, seit Jahren Steuern zahlt und dann dieses Gegröle hört?
Selbst wer mit der Migrations- und Integrationspolitik in unserem Land unzufrieden ist, muss wohl anerkennen, dass mit stumpfem Rassismus noch kein Problem gelöst wurde. Und selbst nach fünf Aperol Spritz verstehe ich nicht, was an diesen Parolen spaßig gemeint sein könnte.
Als Christ sehe ich in jedem Menschen ein Geschöpf Gottes. Das heißt nicht, dass ich mit jedem Menschen gut auskommen muss. Aber, dass ich niemanden von vornherein ablehnen möchte. Für Pauschalisierungen ist da kein Platz. Denn wo ich Menschen über einen Kamm schere, da sehe ich nicht mehr die Person, die dahintersteht.
Wo wir uns von Hass leiten lassen, da vergessen wir die Würde, die jedem Menschen zukommen sollte. Da vergessen wir den Wert des Lebens, den jede und jeder von uns in sich trägt. Lassen wir uns statt vom Hass, der uns trennt, von der Liebe leiten, die uns zusammenbringt. Denn das hat uns auch Gott geboten. So lesen wir im 1. Johannesbrief 4,21: Dieses Gebot hat uns Gott gegeben: Wer ihn liebt, soll auch seine Geschwister lieben.
Pfarrer Jonas Zanke
Pfarrbereich Weißenfels-Südost