29.07.2022
Wort zum Sonntag 29KW/2022

Wer Böses tut, kommt durch seine Bosheit um (Ps 34,22).

Der in der Ukraine tobende Krieg ist das Böse, sinnwidrig, zerstörerisch.

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. Unabhängige Überprüfungen der gemeldeten „Kriegserfolge“ beider Seiten seien nicht möglich, hören wir jeden Tag in den Medien. Wir erleben eine beängstigende russische Desinformations- und Lügenkampagne, die nicht nur das eigene Volk mundtot macht, sondern sich erschreckenderweise auch in unsere Hirne und Argumente schleicht. Das Böse geschieht jeden Tag vor unseren Augen, abgebildet von tausenden Kameras. Ich will das Böse und das Grauen beim Namen nennen: Krieg ist grausam. Soldaten fallen nicht, sie sterben. Gefallene Soldaten sind nicht bloß gestorben, sie wurden getötet! Putin ist ein gewissenloser Lügner und Menschenrechtsverbrecher. Wenn er und seine Mitverbrecher von der „Entnazifizierung“ der Ukraine reden, dann lassen sie „das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich Notwendigen, des sozial Gerechten“ erscheinen, wie Bonhoeffer formulierte. Ob wir wollen oder nicht: wir sind in dieses Böse unentrinnbar verflochten. Mit unserer Naivität, mit unserer Abhängigkeit von fossilen Energien, die uns vermeintlich an russische Gaslieferungen kettet.

Krieg verfehlt die Menschlichkeit. Keiner kann seine Hände in Unschuld waschen. Wer Böses tut, kommt von seiner Tat kaum mehr los. Der tut nicht nur den Opfern Böses an, sondern auch sich selbst. 

Krieg ist keine Kunst! Krieg ist Zerstörung! Ich bekenne mit Bonhoeffer: Schuld ist unvermeidlich. Es gibt Situationen, in denen verantwortliches Handeln nur noch möglich ist, indem man zur Schuldübernahme bereit ist. Ich kann nur bitten: Vergib uns unsere Schuld!

Ihre Pfarrerin Antje Böhme