22.07.2022
Wort zum Sonntag 28KW/2022

Blütezeit

Alles blüht. Gartenliebhaber haben alle Hände voll zu tun, Rosen, Löwenmäulchen und Ringelblumen mit genügend Wasser und Dünger zu versorgen. Doch der Erfolg rechtfertigt die Mühe. Was für eine üppige Vielfalt!
Mai, Juni, Juli, August – die Namen klingen wie ein Gedicht. Für manche unter uns ist es die schönste Zeit des Jahres, eben Blütezeit.
Kein Wunder also, dass man auch in anderen Zusammenhängen von der Blütezeit spricht. 
So gibt es die Blütezeit einer Zeitepoche, einer Institution oder einer Stilrichtung. Und nicht zu vergessen, wir reden von der Blütezeit des Lebens. (Wann die ist, daran scheiden sich die Geister…)
Was aber nun, wenn die Blütezeit schon etwas überschritten ist?
In der Natur sind die Blüten, so schön sie auch sein mögen, niemals Selbstzweck und niemals von langer Dauer. Denn nach der Blütezeit kommt die Zeit des Fruchtbringens und der Reife. Die Früchte sind meistens etwas unscheinbarer, aber doch mindestens genau so wichtig wie die Blüten- sie sind Nahrung für Mensch und Tier – und mit ihren Samen sorgen sie dafür, dass es auch nächstes und übernächstes Jahr wieder blüht.
Kein Grund also sich zu grämen, wenn die Blüte vorüber geht. Alles hat seine Zeit, nichts kann oder muß ewig blühen.  Gottseidank!

Bernhard Halver, Merseburger Dompfaff