04.08.2023
Wort zum Sonntag 29KW/2023
Ohne kann ich nicht leben …
Bei dieser Bemerkung geht es nicht etwa um einen geliebten Menschen. Es geht um‘s Handy. Und ich frage mich: Was brauche ich wirklich zum Leben? Und: Wie abhängig bin ich von moderner Technik?
Viele Frauen und Männer sind mittlerweile verpflichtet, ihre Diensthandys in den Urlaub mitzunehmen. Da kann es dann durchaus vorkommen, dass in der Ferienwohnung, am Strand, auf dem Schiff oder bei der Wanderung plötzlich das Telefon klingelt und die Familie das folgende Gespräch mithören muss:
Hallo! Ja? Seit zwei Tagen. Ist wunderschön hier. Die Formulare sind in der zweiten Schublade von unten. Ja, steht drauf. Danke. Tschüss.
Die Formulare sind in der zweiten Schublade von unten. Hätte man finden können. Aber Arbeitgeber und Urlaubsvertretung verlassen sich darauf, dass Arbeitnehmer immer erreichbar sind. Im Notfall kann man ja anrufen. Und der Notfall ist dann ständig. Wegen jeder Kleinigkeit klingelt das Handy und nervt die ganze Familie. Ist das noch Urlaub?
Es beeinträchtigt zumindest dessen Qualität erheblich. Im Urlaub suchen wir Ruhe. Niemand kann an zwei Orten zugleich sein. Aber wir versuchen es ständig. Mithilfe des Handys sind wir im Urlaub und auf der Arbeit. Und zu Hause auch. Überall da, wo die Menschen sind, die uns anrufen. Überall gleichzeitig. Aber nirgends mehr richtig. Wie soll denn unter diesen Umständen Erholung funktionieren? Wie soll das gehen: Abbau von Stress, wenn wir innerlich immer mit der Arbeit verbunden sind?
Nur Gott kann überall sein. Sein-wollen-wie-Gott ist eine Allmachtsfantasie. Zeigt sie uns doch: Hier überfordern wir uns.
Ohne kann ich nicht leben … Sollten wir das wirklich von einem Handy sagen? Oder nicht vielmehr von Menschen, die wir brauchen, die wir lieben, mit denen wir zusammen sein wollen? Ferien- und Urlaubszeiten sind bestens geeignet, um zum Wesentlichen zurückzufinden.
Gute Erholung für Leib und Seele wünscht Ihnen
Pfarrerin Eva-Maria Osterberg
Pfarrbereich Braunsbedra