09.09.2023
Wort zum Sonntag 36KW/2023

Es soll gut ausgehen

Und nachmittags gings raus. Wir spielten Vatermutterkind. Der große Holunderbusch war unser Haus. In der Mitte war die Küche, ein paar Steine im Kreis gelegt, trockenes Gras und zerbrochene Zweige das Feuer. Die Ausstattung: ein ausrangierter Topf, ein alter Quirl, verbeulte Blechteller und Alulöffel; ein Holzbrett diente als Tisch, ein paar Backsteine als Stühle. Der Vater ging früh zur Arbeit, das Kind in die Schule, die Mutter kochte und fegte. Wenn alle wieder zuhause waren, gab es Grassuppe, Sandkuchen mit Gänseblümchen und Mollerkaffee. Es wurde viel geredet, hin und her gelaufen und manchmal machte das Kind Unfug und bekam Schimpfe. Dann ging es weiter: schlafen, arbeiten, essen, herumlaufen. Es ging immer weiter und manchmal musste es von vorn losgehen. So übten wir Familienleben und so einfach stellten wir uns das als Kinder vor.

Die Geschichte der Zwillingsbrüder Jakob und Esau ist schon komplizierter. Jakob wollte immer „was besseres“ als sein Bruder sein. Er betrog Bruder und Vater, aber Mutter war auf seiner Seite. Irgendwann war es Esau zu viel. Er trachtete seinem Bruder nach dem Leben. Jakob musste fliehen. So brach der Kontakt über viele Jahre ab. Familien, die sich entzweien, gibt es schon immer. In unserem kindlichen Spiel sagte dann einer: „Nee, so nicht, wir fangen nochmal mal von vorne an.“ Es sollte schließlich gut gehen. Bei Jakobs Familie gab es helfende Engel. Sie hielten die Verbindung, bis Jakob es schaffte zurückzugehen und Esau ihm verzeihen konnte. 

Für viele Familien ist es oft kompliziert beieinander zu bleiben oder wieder in Kontakt zu kommen: Wie geht „sich vertragen“ und „wieder miteinander reden“ oder „nochmal von vorn anfangen“? Es braucht immer noch Übung, manchmal Mut und immer Engel.

 

Pfarrerin Monika Groß
Klinikseelsorgerin

Foto von Monika Groß