21.01.2022
Wort zum Sonntag 3KW/2022

Was ist deine Weisheit?

Sokrates lebte im 4. Jahrhundert vor Christus. Er prägte unser Denken durch seine eigentümliche Philosophie des Fragenstellens. Er unterhielt sich mit den Menschen auf der Straße und stellte ihnen Fragen. Von ihm soll der Satz stammen „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Nur durch die reine Vernunft könne der Mensch zur wahren Weisheit gelangen. Seine Philosophie führte ihn durch den Schierlingsbecher in den Tod.

Auch Paulus hat ein gespaltenes Verhältnis zur Weisheit. Er schreibt an die Christen in Korinth: „mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.“ 1.Kor 2,4-5. Die menschliche Weisheit ist begrenzt. Sie ist überredend. Was überredet, überzeugt selten.

Eine feste menschliche Weisheit ist fragwürdig. Sie spaltet, weil sie sich für andere verschließt. Sokrates Methode bringt uns weiter, sie ist offen, fragt nach, ist manchmal spitzfindig, hört aber auf jeden Fall genau zu. Bei jedem steht etwas anderes dahinter, jede hat andere Erfahrungen gemacht.

Paulus geht weiter, er wehrt sogar die Vernunft zurück. Doch statt der Beliebigkeit legt er die geheimnisvolle Weisheit der Niedrigkeit Gottes zu Grunde. Gott ist für die Menschen durch das Kreuz gegangen. Er hat offene Arme, trotz der unvernünftigen Weisheiten der Menschen. Was könnten wir da Besseres tun, als offene Arme und Ohren für unsere Mitmenschen zu haben?

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Christiane Reschke, Vikarin Pfarrbereich Braunsbedra