09.11.2024
Wort zum Sonntag 46KW/2024

Graue Haare und andere Macken

Sehe ich da im Spiegel etwa mein erstes graues Haar? Ausgerechnet heute, das war ja klar. Irgendwas passiert immer. Wenn nicht das, dann sage ich etwas Falsches. In den Spiegel zu schauen und sich selbst zu erkennen ist manchmal sehr schmerzhaft. Da sind die Falten und der Bauch, der nie eine Strandfigur haben wird. Der vergessene Termin schaut mich genauso an wie der Streit mit den Nachbarn. In Gedanken versunken über das, was heute schiefgehen wird, grabe ich immer mehr meiner Macken aus. Fehler, die mir das Leben schwer machen. Wie ein dunkler Schatten liegen sie über mir.

Da reißt mich eine Stimme aus den trüben Gedanken. „Du siehst heute aber schick aus, Mama!“

Wie ein Windstoß, vertreiben die Worte den Nebel. Und die Augen, die freundlich zu mir aufschauen, wärmen wie die Sonne am Morgen. Ein Spiegel zeigt viel, aber die Augen von Jemandem, der mich liebt, zeigen noch viel mehr. Sie machen das graue Haar nicht wieder braun und den Termin habe ich trotzdem vergessen. Aber das ist nicht das, was mich ausmacht. Ich bin gut, genauso wie ich bin. Nun kann ich in den Tag starten.

Am Sonntag beginnt die Friedensdekade. In vielen Kirchen wird dann für Frieden gebetet. Frieden schaffen beginnt damit, mit mir selbst Frieden zu schließe.

Dabei hilft es mit Liebe angesehen zu werden. Martin Luther war überzeugt, Gott ist einer der uns so ansieht. Voll Liebe und Wärme, trotz grauer Haare und vergessener Termine. So steht es auch im Psalm 130: Bei dir liegt die Kraft der Vergebung.


Leuchtende Blicke wünscht Ihnen
Caroline Butzkies
Ordinierte Gemeindepädagogin im Kirchspiel Querfurt
Foto von Caroline Butzkies