25.11.2024
Wort zum Sonntag 47KW/2024

„Zerreiß deine Pläne – Sei klug und halte dich an Wunder.“

In einer Welt, die uns oft zum Planen und Kontrollieren drängt, klingen diese Worte aus Mascha Kalékos Gedicht „Das Rezept“ wie ein leiser Weckruf. Er fordert uns auf, Ängste zu vertreiben, unsere Pläne loszulassen und uns auf das Wunderbare im Unvorhersehbaren einzulassen.

„Sage nicht mein. Es ist dir alles geliehen. Lebe auf Zeit und sieh, wie wenig du brauchst.“
Dieser Satz erinnert uns daran, wie vergänglich unser Besitz und wie flüchtig unsere Zeit sind. Alles, was wir haben, ist uns geliehen – unser Besitz, unsere Gesundheit, ja sogar unsere Beziehungen. Diese Einsicht kann uns befreien: Wenn wir weniger festhalten, können wir offener werden für das Wesentliche.

Der Ewigkeitssonntag macht uns die Vergänglichkeit besonders bewusst. Gleichzeitig lädt er uns ein, auf das zu vertrauen, was bleibt: Gottes Verheißung, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. In Sprüche 16,9 heißt es: „Des Menschen Herz erdenkt seinen Weg; aber der Herr lenkt seinen Schritt.“ Vertrauen zu leben, erfordert Mut – die Kontrolle abzugeben und darauf zu hoffen, dass am Ende alles einen Sinn ergibt.

Mascha Kaléko erinnert uns, dass das Leid so vergänglich ist, wie Glück. Dieser Gedanke schenkt Trost. Schmerz vergeht, Freude vergeht – doch Gottes Licht bleibt, auch wenn es manchmal verborgen scheint. Vielleicht ist Ewigkeitssonntag für uns ein Moment, innezuhalten: die Erinnerung an geliebte Menschen zu bewahren, das Wunder des Lebens zu erkennen und Hoffnung zu schöpfen.

Zerreißen wir unsere Pläne – und halten wir uns an Wunder. Denn Gottes Liebe ist das größte Wunder, das uns durch alle Zeiten trägt.

 

Pfarrer Neithard Ebel