Wort zum Sonntag

Weihnachten ganz anders

Wir ahnten es ja schon seit geraumer Zeit, dass Weihnachten in diesem Jahr nicht so wie immer, sondern ganz anders werden würde. Weniger Besuche, weil die Kontakte eingeschränkt bleiben müssen, keine schönen Runden an der großen Tafel, Weihnachtsessen in Lokalen fallen aus, das Zusammenkommen in größeren Gruppen (Gottesdienste in den Kirchen oder auf freien Plätzen) wird schwieriger. Ist das auch verbunden mit weniger Freude, geht die Stimmung verloren und kann Weihnachten sogar ein tristes Ereignis werden?

Dagegen steht der Wochenspruch aus dem Alten Testament:

„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“

Ursprünglich war dieser Satz mehr für das Volk Israel ca. 700 Jahre vor Christus gedacht als Trost und Ermutigung, weil das Land zwischen die Mühlsteine der Mächtigen geraten war. Israel, ein Zwerg inmitten der Machthaber von Ägypten, Assyrien und Babylon geriet in großes Elend, in Not und Vertreibung. Dabei dennoch fest zu bleiben im Glauben an Gott und immer wieder neuen Mut zu schöpfen, das war die Absicht der Prophetenworte.

Da springt uns heute nicht nur die Not mit der Corona- Pandemie ins Auge, sondern überhaupt das Elend in dieser Welt mit vielen ungelösten Problemen, die so viel Not und Jammer auslösen.

Wenn es einen Gott gibt, so denken wir manchmal, dann sollte er doch gerade jetzt kommen und eingreifen, damit die vielen geschundenen Menschen endlich aufatmen können.

Und auch wir, die wir noch recht gut dastehen, sehnen uns danach, bald bessere Tage erleben zu dürfen. Wie eine Last drückt alles auf unser Gemüt.

Aber gerade deshalb sollen wir dem Herrn den Weg bereiten, sollen uns darauf freuen, dass Weihnachten mehr sein will, als die vielen und schönen Dinge und Geschenke, sondern dass Gott auch in diesem Jahr uns begleiten und bewahren wird, dass er mit dem Fest von Jesu Geburt seine Nähe und Zuwendung erweisen wird. Weihnachten wird diesmal ganz anders, aber es wird Weihnachten.

Pfr. i. R. Hartmut Richter, Merseburg