24.04.2020
Wort zum Sonntag 07/2020
Wie ein Schaf
Unter deinen Hufen spürst du weiches Gras und zupfst das nächste Büschel ab. Saftig und herb ist es im Mund. Während du genüsslich auf dem Bissen kaust, blickst du um dich: weiße Wolle, kurze Beine, kauende Münder wohin dein Auge schaut. Plötzlich gerät alles in Bewegung. Alle um dich rum trotten in eine Richtung. „Muss das jetzt sein“, denkst du, „das Gasbüschel war nicht ganz abgeknabbert, das war so saftig“. Aber du bist es gewohnt, dass ihr weitertrottet. Du ärgerst dich, aber du trottest weiter. Du weißt: „Unser Hirte ist ein guter Hirte, er führt uns immer zu einer Stelle, an der das Gras noch saftiger und reicher ist.“ So ist es auch diesmal. Nach einer Weile bleibt ihr stehen, das nächste Grasbüschel wartet auf dich, es leuchtet hellgrün und sieht vielversprechend aus.
Finden Sie es merkwürdig, sich vorzustellen, ein Schaf zu sein? Ich fühle mich im Moment manchmal wie ein Schaf. Täglich kommen neue Informationen. Fakten über das Corona-Virus: wissenschaftliche Details, Verordnungen, Ansteckungs- und Sterblichkeitszahlen. Ich fühle mich wie ein Schaf, das den Informationen glauben muss. Das Schaf selbst kann nicht überblicken, wo das saftige Gras wächst und wo es lang geht. Aber ich finde, es ist eine gute Richtung, in die wir laufen: Die Gesundheit, vor allem die der Schwächsten, ist maßgeblich. Gott sei Dank. Das Gefühl der jetzigen Situation erinnert mich daran, wie es gemeint ist, wenn Jesus sagt: Ich bin der Hirte! Jesus zeigt den Weg und gibt kein schwaches Schaf verloren. Das ist doch ein hoffnungsvoller Weg. Wie zu einer grünen Weide mit saftigen Grasbüscheln.
Christiane Reschke, Vikarin im Pfarrbereich Braunsbedra