31.08.2018
Wort zum Sonntag 13/2018
Weißt du noch?
Mit dem Erinnern ist das so eine Sache. Wenn wir älter werden, werden wir auch vergesslicher. Leider ist das so. Kinder haben es da oft besser. Sie können sich wunderbar merken, was sie gesehen und gehört haben, im Memory spielen sind sie unschlagbar. Aber manchmal ist es ganz nützlich, sich nicht mehr an alles erinnern zu können, z.B. an böse Worte oder düstere Erlebnisse. Weißt du noch? Mit diesen Worten beginnen oft die schönsten Erinnerungen. Momente, in denen wir Liebe erfahren haben, gerettet wurden aus einer Not, wieder auf die Füße gekommen sind.
Die Erinnerungen werden besonders lebendig, wenn man jemandem davon erzählen kann.
Beim Erzählen wird die Erinnerung wieder frisch und es kehren die Freude und der Dank zurück, den man damals empfunden hat. Plötzlich weiß man es wieder: Mir ist schon oft geholfen worden! Ich habe schon viel Gutes erlebt!
Das Erinnern schöner Erlebnisse treibt die Bitterkeit aus. Doch wo kommt dann der Hass auf der Straße und im Internet her? Wut ist wichtig, sie zeigen zu können auch, aber dieser Hass!? Nehmen wir genug wahr, wie gut es uns geht oder ist das Gute immer nur selbstverständlich!?
Im Psalm 103 in der Bibel heißt es: „Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat.“ Diese Aufforderung zu beherzigen, bewahrt uns vor Bitterkeit. Wir sehen neu, was wir im Leben alles empfangen haben, seien es äußere Güter, Beziehungen, eine Ausbildung, ein Beruf oder all die Augenblicke voller Glück.
Nehmen wir uns doch öfters mal die Zeit zu fragen: „Weißt du noch?“
Neithard Ebel, Kreisschulpfarrer