Wort zum Sonntag

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen? Die Palette ist sicher vielfältig, von Gesundheit, über Reichtum hin zur großen Liebe.

Ich möchte Ihnen von einem sehr ungewöhnlichen Wunsch erzählen. Salomo, dem Sohn des Königs David, als er in jungen Jahren zum König gesalbt wurde, begegnete im Traum Gott, der ihm einen Wunsch freistellte. Was wünschte er sich? Ein gehorsames Herz, damit er verstehe, was gut und böse sei, damit er sein Volk gerecht richten könne.

Gehorsam, was für ein altes Wort, das heute wohl kaum noch benutzt wird. Zu viele Geschichten von blindem Gehorsam, den falschen Menschen gegenüber, schwingen mit. Aber was meint es eigentlich im Zusammenhang mit diesem jungen König? Salomo bittet sozusagen um ein Herz mit Ohren. Er bittet nicht um fix und fertige Antworten, denen er nur zu folgen braucht. Er bittet darum, gut, und zwar mit dem Herzen, zuhören zu können, um das Gute vom Bösen zu unterscheiden.

Würden doch unsere Politiker sich in dieser Tugend üben, würden sie einander und den Menschen ihrer Gesellschaft doch gut zuhören und erst dann ein Urteil wagen. Würden wir alle uns doch wieder auf diese Tugend besinnen. Dass es in unserer Gesellschaft an hörenden Herzen mangelt, empfinden mit mir sicher viele. Die politische Kultur hat sich gewandelt und der Umgang miteinander. Andersdenkende werden als Feinde betrachtet und sollen einfach das Maul halten, wie es auch schon öffentlich ausgedrückt wird. „Demokratie braucht hörende Herzen“, so drückt es der Soziologe Hartmut Rosa in seinem Büchlein mit dem Titel: Demokratie braucht Religion, aus. Dieses Werk empfehle ich Ihnen als Ferienlektüre. Mich hat es stark beeindruckt.

Diplomgemeindepädagogin Christine Aechtner-Lörzer, Merseburg