13.09.2022
Wort zum Sonntag 34KW/2022
Haben Sie schon mal...
...ein geknicktes Rohr wieder geradegebogen oder ein abgesprungenes Porzellanstück an einer Kaffeetasse wieder drangeklebt?Wahrscheinlich nicht. In solchen Fällen versuchen wir es nicht wirklich. In der Regel werfen wir die Dinge weg, weil sie unbrauchbar geworden sind und nicht die Mühe der Reparatur lohnen. Auch mit Menschen wird oft so verfahren. Wer nicht fit, flexibel, gesund und mit einem Arbeitsplatz gesegnet ist, wird oft als gesellschaftlicher Ballast aussortiert. Nicht der Mühe wert sich zu kümmern – und außerdem liegen die uns doch nur auf der Tasche. Ja, der Ton und die Umgangsformen unserer Gesellschaft sind rauer ge-worden. Wer da nicht mithalten kann oder will, wird schnell als Schmarotzer diffamiert. Menschen ohne Arbeit, Geflüchtete, Menschen mit Behinderung, Obdachlose. Bei denen lohnt es sich nicht, heißt es dann allzuoft. Heute hören wir, bei Gott gelten andere Maßstäbe. Er verwirft das vermeintlich Wertlose nicht einfach, nur weil es eine kleine Macke hat. Er erhält es vielmehr am Leben und bringt es wieder zum Leuchten. Das ist eine grandiose Verheißung. Trotz unserer Zweifel, unserer Unfähigkeit, unserer Niedergeschlagenheit, unseren vielen Macken und Fehlern - Gott hält zu uns Menschen. „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ (Jes 41,3) Möge diese Zuwendung Gottes uns den Mut geben, unsere Stimme als Christen zu erheben – einzufordern, Menschen nicht an willkürlich gesetzten Attributen zu be- und verurteilen. Einzustehen für Solidarität und Mitmenschlichkeit. Dazu sind wir durch Jesus berufen.
Ihr Pfarrer Detlev Paul, Pfarrbereich Weißenfels-Nord