13.09.2022
Wort zum Sonntag 35KW/2022

Denk-Mal

Am 2. Sonntag im September wird vielerorts so manch alte Tür an Gebäuden geöffnet, die schon einige Jahrzehnte oder mehr auf dem Buckel hat. Denn am „Tag des Denkmals“ stehen genau diese Schmuckstücke im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Auch viele Kirchen in unseren Gegenden öffnen ihre Türen. Aber sind Kirchen wirklich nur Denkmäler? Denkmäler haben ihre Bedeutung in der Vergangenheit erlangt. Denkmäler erzählen Geschichten, aus fernen vergangenen Zeiten. Ja, natürlich wurden die meisten der Kirchen im mitteldeutschen Raum vor über 200 Jahren an ihren Orten errichtet, lange vor unserer Zeit. Und ja, es steckt in ihnen so viel Geschichte: da wurden Verstorbene verabschiedet und Liebende getraut. Da wurden unzählige Kinder getauft und Menschen gesegnet. All das erzählen die alten Mauern unserer Kirchen. Sie singen ihre Lieder vom Kommen und Gehen. Vom Tot und vom Leben.

Auch wenn all die alten Mauern schon so viel erlebt haben und hier und da sicher auch rissig geworden sind durch die Jahre, sollten wir sie – so denke ich – nicht einfach nur als Denkmal, als Relikt einer vergangenen Zeit abstempeln.

Und genau dazu lädt der „Tag des Denkmals“ ebenso ein: sich auf den Weg zu machen – offene Kirchentüren zu finden und sich von den Kirchengemeinden einladen zu lassen, Andacht zu feiern, dem Gebet und der Stille Raum zu geben oder einfach nur Menschen zu begegnen, die ihre Geschichten und Erlebnisse mit Gott teilen.

Denn auch das ist Kirche: nicht nur ein Ort der Vergangenheit, sondern vor allem ein Ort der Begegnung, von Jung und Alt, von Gott und mir. Gestern wie heute. Ein Ort, des Kommens und Gehens und vor allem der lebendigen Gegenwart.

Kathrin Käss, Pfarrerin im Kirchspiel Querfurt