10.09.2021
Wort zum Sonntag 37KW/2021
Erinnerung ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit
11.9.2001: Eine Freundin ruft mich an: "Schalt sofort den Fernseher an." Ich sehe das World Trade Center in New York, dicker Rauch quillt aus einem der Wolkenkratzer, dann rast ein Flugzeug in den Südturm. Kurze Zeit später ein zweites in den Nordturm. Ich glaube nicht, was ich sehe! Mein Leben lang wird mich die Musik von Enya an die Fassungslosigkeit dieses Tages erinnern. Fast 3.000 Menschen verlieren ihr Leben, 6000 weitere werden verletzt. Verkehrsflugzeuge werden zu Terror-Waffen. Und seitdem? Weitere blutige Anschläge, verheerende Kriege, deren Folgen bis heute zu spüren sind, wie in Syrien oder Afghanistan. Wo war Gott am 11.9.? So fragen mich viele. „Wenn du ihn verstehst, so ist er nicht Gott", sagte Augustinus im 4. Jahrhundert. Gott ist größer als meine Gedanken von ihm. Und erst recht ist er größer als die perfiden Pläne aller Terroristen. Vor allem ist er der, der in Bethlehem ein kleines Kind war, arm, schutzlos. Und er ist der, der am Kreuz starb. Seitdem ist Gott für mich bei den Schutzlosen zu finden, bei den Leidenden. Jesu Botschaft von der bedingungslosen Liebe Gottes beeinflusst bis heute die Welt. „Liebet eure Feinde." Jesu Worte trösten, stärken, versöhnen. Überall. Und das wird noch lange so bleiben, glaube ich. Für mich war Gott am 11.9. im World Trade Center. Er war in den Jets, die von Mördern in Megabomben verwandelt wurden. Er war bei den Feuerwehrleuten, die unter Gefahr für ihr eigenes Leben retteten, was zu retten war. Deshalb halte ich inne an jedem 11.9. Ich will sensibel bleiben und werden für jedes Unrecht. Und ich bitte um Frieden auf der Welt, um Freiheit, um Gerechtigkeit, um Hoffnung. Und ich bin sicher, Gott hört mein und Ihr Gebet!
Pfarrerin Antje Böhme, Pfarrbereich Wallendorf