08.10.2021
Wort zum Sonntag 40KW/2021
An Tagen wie diesen
An Tagen wie diesen kann es passieren, dass Sorgen und Probleme mir das schöne Frühstück verderben möchten. Und dann wäre es gut, jemanden zu haben, der meine schweren Fragen anhört und mich mit meiner Unsicherheit aushält. Es müsste jemand da sein, der bei mir bleibt, wenn ich mühsam nach Lösungen suche, und der sich nicht über mich lustig macht, wenn ich nicht sofort brauchbare Antworten entdecke. Jemand, der spürt, was in mir vorgeht, und Worte findet, wenn ich selber nicht sagen kann, was mich da eigentlich so verwirrt oder trübsinnig macht. Sicher sind alle diese Erwartungen eine ziemliche Überforderung meiner Mitmenschen, aber Gott sei Dank gibt es doch jemanden, der mich immer versteht: „Heile Du mich, Herr, so werde ich heil; hilf Du mir, so ist mir geholfen“, schrieb der Prophet Jeremia (17,14) vor etwa 2600 Jahren (und fügte noch hinzu, was er sich dann konkret wünschte; welche seiner Wunden Gott heilen sollte, und wie und wo Gott ihm helfen müsste). Allerdings sagen manche Menschen, dass es Gott gar nicht gibt, weil doch niemand Gott jemals gesehen hat, und weil wir nicht wissen, was oder wer Gott ist. Da geht es uns manchmal genauso wie den Fischen im Märchen, die sich fragten, was denn eigentlich Wasser ist. Und sie mussten erst aus ihrem Fluss zu dem alten weisen Fisch im weit entfernten Ozean schwimmen, um sich dann sagen zu lassen, dass sie tatsächlich ständig vom Wasser umgeben sind, und dass sie darin leben, und dass sie ohne Wasser gar nicht existieren könnten. So leben auch wir von Gottes Barmherzigkeit und Hilfe und – merken es manchmal gar nicht… oder erst viel später…
Hermann Rotermund, Pfarrer in Querfurt